Wolfgang-Hillen-Sommerschule 2023

Prof. Dr. Stefan Schafföner
Universität Bayreuth
Lehrstuhl Keramische Werkstoffe
Prof.-Rüdiger-Bormann-Str. 1
95447 Bayreuth

E-Mail: stefan.schaffoener@uni-bayreuth.de


Prof. Dr. Dietmar Koch
Universität Augsburg
Lehrstuhl für Materials Engineering
Am Technologiezentrum 8
86159 Augsburg

E-Mail: dietmar.koch@mrm.uni-augsburg.de


Prof. Dr. Steven Nutt
University of Southern California
Department of Chemical
Engineering and Materials Science,
3651 Watt Way, VHE 604
Los Angeles, California 90089-0241, U.S.A.

e-mail: nutt@usc.edu

Verbundkeramiken – Leichte, effiziente und nachhaltige Materialien für die Luft- und Raumfahrt und daraus abgeleitete Anwendungen

9. - 16. September 2023 – Universität Bayreuth

Keramiken vereinen wichtige Vorteile wie eine hohe Härte, ein geringes Gewicht, lange Lebensdauer und Hochtemperaturbeständigkeit miteinander. Verstärkt man Keramiken mit Al2O3-, C und SiC-Fasern entstehen Verbundkeramiken (CMC = Ceramic Matrix Composites) mit einer sehr hohen Thermoschockbeständigkeit und geringen Sprödigkeit (Schadenstoleranz). Zuerst eingesetzt wurden Verbundkeramiken in der Raumfahrt als Hitzeschutzmaterial für das Space-Shuttle. Aktuell, als Ersatz für metallische Komponenten in Flugzeugen (Ni-Basislegierungen), sind Verbundkeramiken > 2/3 leichter und thermisch wesentlich höher belastbar. Turbinen in Flugzeugen können durch CMC-Komponenten mit einem um 10 % höheren Wirkungsgrad betrieben werden. Der Treibstoffverbrauch und die klimaschädlichen CO2-Emissionen werden um bis zu 20 % geringer und der Bedarf an Kühlluft sinkt um bis zu 35 %. Verbundkeramiken werden auch bereits in zivilen Anwendungen eingesetzt, in denen Feinstaubemissionen reduziert werden müssen und höchste thermomechanische Belastungen auftreten, wie bei der C/C-Flugzeugbremse und der keramischen C/C-SiC Hochleistungsbremse für PKW oder als Tragstruktur in Hochtemperaturprozessen (Oxidische CMC). An CMC wird aufgrund der vorteilhaften Eigenschaften zunehmend geforscht. In den USA gelang im letzten Jahrzehnt ein echter Durchbruch, in der Einführung von SiC/SiC-Komponenten in der Fluggasturbine. Deutschland ist führend im Bereich der oxidischen Verbundkeramiken, der C/C-SiC und auch C/C-Keramiken, hat aber deutlichen Aufholbedarf bei den SiC/SiC Materialien für die Flugzeuge.

Auf Basis komplementärer Kompetenzen der beteiligten Universitäten sollen Wissenslücken verkleinert und neue Forschungsgebiete erschlossen werden. Dazu findet die 7-tägige Sommerschule 2023 an der Universität Bayreuth statt – in Zusammenarbeit mit der University of Southern California und der Universität Augsburg. Es wird das Ziel verfolgt, die Teilnehmer auf den international neuesten Forschungsstand zum Thema CMC zu bringen. Um den Stand der Technik, Anwendungen und zukünftige Entwicklungsfelder den Teilnehmern zu vermitteln, sind neben Vortragenden der Universitäten, auch Referenten der Industrie eingeplant. Hervorzuheben sind die Teilnehmer der US-amerikanischen Industrie (Fa. General Electric Aviation, Fa. Pratt & Whitney), die den Teilnehmern der Sommerschule die einmalige Möglichkeit geben, direkt mit den weltweit führenden Turbinenherstellern und CMC-Materialherstellern in Kontakt zu treten bzw. sich zu vernetzen. Die Vorträge werden in Präsenz und zusätzlich Online angeboten, um die Reichweite zu erhöhen und Covid-19 Restriktionen vorzubeugen. Vor Ort besteht die Möglichkeit praktische Fertigkeiten zu Herstellung von Verbundkeramiken demonstriert zu bekommen und selbst Erfahrungen im Labor und an Hochtemperaturanlagen zu sammeln. Höhepunkt ist eine geplante Exkursion zur Ariane Group und zu MTU Aero Engines. Zum Abschluss erhalten die Teilnehmer eine Teilnahmebestätigung bzw. Zertifikat.

Um die Zusammenarbeit der Universitäten aus Kalifornien und Bayern fortzusetzen, ist eine Summer School 2024 in Los Angeles an der USC geplant, von der auch die University of California Santa Barbara (UCSB) profitieren wird. Weitere Firmen aus Kalifornien, wie z.B. Boeing Space & Defence und Rolls Royce werden 2024 zur Summer School eingeladen.

Mehr Informationen hier: https://www.cme-keramik.uni-bayreuth.de.

 

Abschlussbericht

Eindrücke der BaCaTeC-Wolfgang-Hillen-Summerschool 2023 an der Universität Bayreuth – Lehrstuhl Keramische Werkstoffe

Vom 9. bis 16. September 2023 fand in Bayreuth die Wolfgang Hillen BaCaTeC Summer School "Ceramic Matrix Composites - Light-Weight, Efficient and Sustainable Materials for Aerospace and Spin-Off Application" statt. Insgesamt haben 14 Doktoranden, 5 Post-Docs, 3 Professoren und 5 Industrievertreter teilgenommen. Die Summer School wurde an der Universität Bayreuth vom Lehrstuhl Keramische Werkstoffe ausgerichtet. Die weiteren Teilnehmer kamen aus Los Angeles von der University of Southern California und dem dortigen M.C. Gill Composites Center sowie vom Lehrstuhl Materials Resource Management der Universität Augsburg. Am Samstag, den 9. September, kamen alle Gäste von der USC am Flughafen in Frankfurt an und wurden von dort zum Transfer nach Bayreuth abgeholt. Kaum in der gastgebenden Stadt angekommen, begann das Willkommens-Barbecue, was einige Doktoranden des Lehrstuhls Keramische Werkstoffe schonvorbereitet hatten. Es hielt die amerikanischen Gäste bis ca. 19.30 Uhr wach und der Anreisetag endete schließlich im Hotel.

Nach einer kurzen Nacht, auch aufgrund von notwendigen Jetlag-Anpassungen, begann die Summer School bei sehr sonnigem Wetter mit einer Sightseeing-Tour durch ganz Bayreuth. Das Richard-Wagner-Festspielhaus ist ein sehr interessanter Ort, der auch für Einheimische einen Besuch wert ist. Nach diesem Start fuhren wir direkt zur Eremitage. Wie Wilhelmine, die ehemalige Markgräfin von Bayreuth, vor 300 Jahren, spazierten wir durch den Park der Eremitage, genossen die Natur und Architektur, bis es zum Mittagessen in ein typisch fränkisches Restaurant ging. Anschließend begann am Nachmittag eine Führung durch die Katakomben unter Bayreuth, die in einen schönen Abend und ein Abendessen überging. An diesem Abend waren schon fast alle Teilnehmer der Summer School anwesend und begannen, sich gegenseitig kennenzulernen.

Im Anschluss dieses ersten Networking-Events und Empfang begann das wissenschaftliche Programm am Montag mit dem Keynote-Vortrag von Prof. Nutt (University of Southern California) über die Herstellung, Anwendung und Herausforderungen von CMC und UHT-CMC. Die Firma Axiom aus den USA stellte in einem weiteren Vortrag ihre hochwertigen Ox/Ox-Verbundwerkstoffe und einige wichtige Entwicklungen zu diesem Thema vor. Nach dem Mittagessen in der Mensa der Universität Bayreuth rundeten drei verschiedene Vorträge zu speziellen Themen (Ox/Ox-Entwicklung, Composite-Reparaturstrategien & Reibungsanwendungen von CMC) den Vortragsteil des Montags ab. Am Abend hatten die Doktoranden die Möglichkeit, ihre Arbeiten im Rahmen der Postersession zu präsentieren. Die Gewinner des Posterpreises waren Frau Emily-Anne Vargas von der University of Southern California, vor Frau Melissa Moos und Frau Jalena Best, beide von der Universität Bayreuth. Nach dem Abendessen in einem weiteren ansprechenden fränkischen Restaurant fuhren die Teilnehmer zurück zum Hotel.

Am folgenden Dienstagvormittag führte die Exkursion der Summer School zu Brembo SGL Carbon Ceramic Brakes und MTAerospace in Meitingen bzw. Augsburg. In beiden Firmen erhielten wir sehr interessante Einblicke in die Herstellung, Entwicklung und Prüfung von Keramikbremsen und von Komponenten für Raumtransportsysteme wie z.B. der Ariane 6, die nach der Ariane 5 Rakete kurz vor der Einführung bei der ESA steht. Voller neuer Eindrücke und motiviert, auf dem Gebiet der Ceramic Matrix Composites zu forschen, kehrten die Teilnehmer am Abend nach Bayreuth zurück.

Nach dieser Reise standen am Mittwoch die grundlegenden Eigenschaften und innovativen Herstellungsmethoden durch Prof. Schafföner von der Universität Bayreuth und die Nachhaltigkeit von CMCs durch Prof. Koch von der Universität Augsburg im Mittelpunkt. Innovative Techniken wie die additive Fertigung, die in-situ Beobachtung von Prozessen, die Faser-Push-Out Technik und grundlegende mechanische Prüfungen wurden in weiteren Vorträgen vorgestellt und diskutiert. Schließlich zeigte ein Vortrag über die Herstellung von polymerbasierten Keramiken zukünftige Entwicklungen von Fasern, Matrices und Schutzschichten auf. Am Abend fand das Summer School Dinner in einem sehr schönen Restaurant in der Bayreuther Innenstadt statt, wo die Teilnehmer der Summer School diesen wunderbaren Abend gemeinsam an einem großen Tisch genossen.

Emily-Anne Vargas von der USC während des Hands-On Days an der Universalprüfmaschine Am folgenden Donnerstag standen vier verschiedene praktische Kurse im Mittelpunkt. Am Vormittag wurden innovative Herstellungstechniken wie die Prepreg-Verarbeitung und die Wickeltechnik demonstriert, untersucht und diskutiert. Nach der Mittagspause zeigte die mechanische Prüfung der Verbundkeramiken, dass es viele Herausforderungen gibt, wenn es um Materialien geht, die für Temperaturen über 1.000 °C geeignet sind, ganz gleich, ob die Tests im REM mit einem Nanoindenter oder in einer Universalprüfmaschine unter Spannung durchgeführt werden.